Heute zu Gast bei erLEUCHTEnd erzählt
Hermann Retter
Mein Name ist Hermann Retter. Ich bin Eigentümer und Geschäftsführer von Retter Reisen, Retter Events und Bio-Natur-Resort Retter am Pöllauberg.
Ulrike Retter
Ich bin die Ulli Retter. Ich bin Geschäftsführerin und Eigentümerin des Bio-Natur-Resort Retter.
Was ist Ihre Story?
Hermann Retter
Meine Unternehmerstory hat sehr spannend begonnen. Ich bin relativ frisch von der Tourismusschule Bad Gleichenberg gekommen und da gab es einen Schicksalsschlag. Mein Vater ist sehr früh mit 43 Jahren verstorben. Ich habe dann als 21-Jähriger so ein typischen, oststeirischen Wirtshausbetrieb und zwei Busse in die Hand bekommen. Ich habe dann losgestartet ohne Erfahrungen. Das war eine sehr schwierige Situation. Wir haben gerade neu ausgebaut, der Umbau war noch nicht fertig, es waren ziemlich viele Verbindlichkeiten noch offen und ich war noch viel zu jung, um einen Führerschein für einen Busbetrieb zu haben. Also alles Neuland quasi. Da war es richtig spannen. Ich habe mir dann überlegt, was ich mit dem oststeirischen Gasthofbetrieb mache. Ich habe dann mit dem Gedanken gespielt, irgendetwas mit Gesundheit, Sauerstofftherapien zu machen, die waren gerade aktuell. Aber da haben sich in der Oststeiermark gerade die Thermen entwickelt, dann habe ich auf Seminarhotels geswitcht. Das gab es damals Mitte der 80-er Jahre (1984) noch nicht. Ich habe dann den Gasthofbetrieb ’87/’88 in Seminarhotel ausgebaut. Von der Idee bis zur Umsetzung war es natürlich… Jetzt bin ich schon mit dem Paket Verbindlichkeiten gekommen, bin dann als 25-Jähriger bei meiner Bank gesessen in Jeans und Turnschuhen und einer Bilanz in der Hand, mit 4,5 Mil. Schilling Verbindlichkeiten und 2 Mil. Schilling Jahresumsatz. Also keine gute Voraussetzung. Bei der ersten Bank (das war die Bank meines Vaters, meiner Eltern und der Bankdirektor war ein Schulfreund meines Vaters) hat er gesagt: „Bua, zahl’ mal die Verbindlichkeiten zurück, die du schon hast und dann reden wir weiter.“ Dann bin ich zur nächsten Bank gepilgert. Wir waren uns relativ schnell sympathisch und ich habe ihm meine Idee geschildert und er hat irgendwie die Begeisterung gespürt. Er sagte: „Vergiss deine Bilanzen, legen wir die weg, die kann man nicht anschauen. Aber wenn du das machst sind wir dabei.“ Das war der Start des Seminarhotels 1988. Da war ich mitten drinnen im Umbau. Da hat unser örtlicher Busunternehmen, er war der schärfste Konkurrent meines Vaters, sein Unternehmen verkauft. Und die beiden haben überhaupt nicht miteinander können. Ich bin informiert worden und dachte da rufe ich an, ich bin ja ein anderer, ich bin der Junior. Ich habe den angerufen und sagte: „Herr Schweighofer, ich habe gehört, Sie möchten Ihr Busunternehmen verkaufen. Das würde mich interessieren.“ Und er hat ins Telefon geschrien: „Bua, wenn’st so viel Geld hast, dann ruf’st mich noch einmal an!“ und hat aufgelegt. Er hat kein zweites Wort mit mir gesprochen und ich war Mitten im Hotelbau, es hat sich keiner vorstellen können, dass ich das irgendwie schaffe. Drei Tage später habe ich ihn angerufen, um mit ihm darüber zu reden. Ich habe neben der Hotelbaustelle noch ein Busunternehmen gekauft und so hat sich eigentlich dann das Hotel Retter und Retter Reisen entwickelt. Irgendwann bin ich auf die Idee gekommen, ich möchte nicht nur Busse vermieten, sondern ich möchte einfach selbst Reiseveranstalter sein. Und ich möchte einfach selbst Reiseveranstalter sein und möchte die Produkte selbst auf den Markt bringen. Da habe ich überlegt ich mache einen eigenen Reisekatalog und hin und her, wie man sich das so vorstellt. Dann war ich mit einigen Unternehmerkollegen bei einer Besprechung und erzähle das einem oberösterreichischen Unternehmer, was ich vorhabe, dann rückt er näher her und sagte: „Bua, jetzt sage ich dir was. Richte 3 Mil. Schilling, das brauchst du nämlich, damit du überhaupt weißt, worum es hier geht.“ Da dachte ich mir, wovon redet er, 3 Mil. habe ich überhaupt nicht. Er hatte Recht und so habe ich dann gelernt, wie man Reiseveranstalter wird. Diese Betriebe haben sich sukzessive so weiterentwickelt und heute sind es Retter Reisen und das Bio-Natur-Resort Retter. Und Retter Event ist eine eigene Firma in Fürstenfeld, wir machen Rahmenprogramme für Seminare und Tagungen. Wir sind heute auch sehr stark in Linienbereich. Ich habe dann zusätzlich noch ein verstaatlichtes Unternehmen gekauft, habe 60 Beamte mitübernommen mit allen Rechten und Pflichten. Also ich bin immer voll ins Risiko gegangen und es hat bis jetzt sehr gut funktioniert. Das ist auch der Grund, weshalb ich sage, ich möchte jungen Leuten Mut geben, etwas zu riskieren. Wenn man mit dem Herzblut dabei ist und mit Begeisterung dabei ist, dann ist der Erfolg nicht weit.
Es heißt ja lustige Geschichten. es gibt noch eine lustige Geschichte. Am Anfang habe ich ja alles selber gemacht, von Kettenlegen am Autobus, in der Rezeption und im Service… Da war ich in der Rezeption und hatte gerade Dienst und ich habe immer überbucht, denn ich wollte vermeiden, dass Zimmer frei bleiben. Wir haben das Geld gebraucht, aber es war immer ein Risikospiel. Da hat man gewusst, wenn alle Gäste kommen, dann gibt es Stress. Es ist eine Seminargruppe von einer Bank angekommen. Ich habe schon gemerkt, das geht sich nicht aus. Dann kommt ein junger Mann, als erster. ich gebe ihm den Zimmerschlüssel und sage so mit einem Augenzwinkern: „Haben Sie ein Problem damit, wenn ich Ihnen eine hübsche Frau nachschicke?“ Er sagt: „Nein, überhaupt nicht!“ Und geht aufs Zimmer. Dann kam eine Frau und ich hatte kein Zimmer mehr. Ich sagte zu ihr: „Ein Zimmer habe ich noch, aber da habe ich schon einen jungen Mann. Aber er hat gesagt es ist kein Problem, wenn ich ihm eine hübsche Frau schicke.“ Sie lachte und sagte: „Ja, für mich ist es auch kein Problem.“ Sie geht auch auf dieses Zimmer. ich dachte es dauert jetzt genau fünf Minuten bis die beiden zurück sind. Nichts. Sie waren eine ganze Woche auf diesem Zimmer, sie sind nicht mehr zurückgekommen. Über 20 Jahre später haben wir sie in Wien bei einem Kongress getroffen und sie haben inzwischen geheiratet und sind ein glückliches Ehepaar.
Ulrike Retter
Begonnen hat alles mit einem frommen Wunsch. Ich bin eine Kirchenwirtshaustochter aus Nestelbach bei Graz und bin die älteste von drei Töchtern und habe immer gesagt, ich werde das Elternhaus übernehmen. Natürlich bin ich immer mit wehenden Fahnen in die Ferne gezogen, habe viel gelernt und bin wieder nach Hause und habe gesagt: „So, jetzt ist es so weit. Ich übernehme.“ Als Ausrede haben meine Eltern immer gehabt: „Ulli, du hast ja nicht den richtigen Mann, das kann man ja nur zu zweit machen.“ So habe ich ab und zu mal einen jungen Burschen präsentiert. Der eine war dann nicht unbedingt ein guter Gastgeber, der andere zu wenig geschickt in den Augen meiner Eltern und dann habe ich mich damit abgefunden. Ich war einige Jahre weg und die Eltern waren wirklich müde und sagten: „Komm jetzt nach Hause.“ Ich war danach Obfrau vom jungen Gastgewerbe in der Steiermark und ich fahre nach Pöllau zu einem Treffen und sehe am Pöllauberg die tolle Wallfahrtskirche. Wenn man zu einer neuen Kirche kommt, muss man sich etwas wünschen. Dort sehe ich die Madonna im Altar thronen und sage: „Maria, bitte schicke mir den richtigen Mann.“ Im Gedanken natürlich für zu Hause. Ich fahre nach Hause und drei Tage später läutet das Telefon, da war mein Mann am Apparat und sagt: „Grüß Gott, mein Name ist Retter, ich habe gehört Sie sind die Frau für mich.“ Da meinten wir, wir müssen uns ein Mal treffen. Wir haben uns gesehen, kennengelernt und wir wussten das ist es. Er hat am gleichen Tag Geburtstag, wie mein Vater und meine Schwester. Wir sind nicht zusammengezogen, sondern haben ein halbes Jahr später blind geheiratet. Es ist alles gut gegangen und es sind gleich mal drei lustige Kinder zur Welt gekommen. Mein Mann hat sehr viel Vertrauen gehabt, er ist ja dynamisch und hat mir gleich das Hotel übergeben, damit ich mich hier weiter entfalte. Das war schön, ich habe immer tun und lassen können, was ich will und konnte so meinen Öko-Sinn, mein Bio-Denken so richtig einbringen. Der Hermann ist ein ganz Lieber, denn es ist nicht so einfach. Zum Beispiel ein doppelt verrohrtes Regenwassersystem kostet richtig Geld. Wir speisen nämlich das Regenwasser in riesige Zisternen und. spülen damit die Toiletten. Das machen normalerweise Investoren nicht, aber Hermann, mein lieber Mann, hat das immer für mich durchgehen lassen. Somit haben wir alles 100%ig durchgezogen.
So hat es sich dann entwickelt, dass ich mit den Gästen nach wie vor immer wieder auf den Pöllauberg gehe und ich ihnen meine Geschichte erzähle. Und ich sage ihnen: „Bitte geht vor den Altar und wünscht euch was. Die Wünsche gehen in Erfüllung. Aber bitte passt auf, wie ihr wünscht. Denn es kommt auf die richtige Formulierung an.“
Es ist sehr schön, wir bekommen laufend Feedback. Beim Retter gibt es 30 Retter-Babys, die so entstanden sind. Wir haben Dankesbriefe noch und nöcher, Paare, die sich bei und verlobt haben, die geheiratet haben, schon Hochzeitsjubiläen feiern. Die Kinder wachsen jetzt auch schon mit und wir bekommen das mit. Also, dieser Kraftplatz bringt uns wirklich Glück. ich habe vorhin erzählt, dass wir drei Kinder haben. Wir haben in der Früh immer um sechs Uhr unsere kleinen Zwergerl aufgeweckt. Der Retter-Bus ist schon um halb sieben gegangen und natürlich mussten wir in der Region mit gutem Beispiel vorangehen und unsere Kinder schon um halb sieben in den Bus einsteigen lassen, weil das kann nicht sein, dass andere Mütter sagen, dass das so früh ist. Da waren wir immer die Ersten, mit gutem Beispiel voran. Und so sind unsere Schnuckerl die Treppen heruntergetrabt, wir haben im Haus gewohnt, und eines Tages sagen die Kinder. „Mama, da brummt’s. Da liegt ein Bär.“ Und da hat es gebrummt am Gang und wir schauen um die Ecke, da liegt ein Gast auf dem Gang mit einem Teppich umhüllt. Ich habe dann schnell die Kinder runtergebracht und habe mich vor lauter Lachen nicht halten können. Dann sagte ich zu unserer Hausdame. „Helga, den müssen wir aufwecken, weil ich glaube es hat sich in der Nacht ausgesperrt als er die Toilette gesucht hat.“ Die Türe ist zugefallen und er ist am Gang geblieben und hat nur den Teppich als Schutz gefunden. Es ist gar nicht so weit gekommen, wir haben uns umgedreht und er war schon bei uns mit Teppich an der Rezeption, er bräuchte bitte einen Schlüssel. So gibt es jeden Tag lustige Geschichten bei uns. Hotellerie ist sehr, sehr spannend. es ist sehr menschelnd. Retter steht auch für Lernen, Inspiration und Weiterentwicklung und Retter verbindet auch Menschen. In dem Sinn gehen mein Mann und ich mit den Gästen hinaus, zeigen ihnen die Natur, oder nehmen uns auch Zeit für sie und stellen auch Gesprächspartner miteinander vor, weil wir doch sehr interessante Menschen da haben, die gut zueinander passen.
Wer hat Sie erleuchtet?
Ulrike Retter
Mich hat sicher meine Großmutter inspiriert. Das war eine lebenslustige Wirtin, die immer einen Humor auf den Lippen hatte, tüchtig ohne Ende war, viel Hausverstand hatte und sie sagte mir jeden Tag, wie schön das Leben ist.
Hermann Retter
Mich hat besonders der Niki Lauda inspiriert. Er hat mir gut gefallen, weil er ein ewiger Kämpfer war und er hat immer wieder gegen Strukturen angekämpft. Ein bisschen ist das auch meine Geschichte im Kampf, im Risiko und auch, so wie er den Kampf mit der AUA angelegt hat, so habe ich auf der anderen Seite ein verstaatlichtes Unternehmen übernommen, den Postbus Linienbetrieb. Das ist auch ein ständiger Kampf. Das hat mich inspiriert und mir den Mut gegeben, nie aufzugeben.
Was gefällt Ihnen an erLEUCHTEnd erzählt?
Weil ich es eine tolle Plattform finde, Geschichten zu präsentieren, um jungen Leuten einen Einblick in diese Branche zu geben und weil dieser Austausch so schön ist.
Warum haben Sie sich für diese Lampe entschieden?
Weil sie so ausschaut, wie unser Retterchen. Das Maskottchen ist jung, wissbegierig und zackig. Und das Retterchen ist immer dort, wo die Liebe und Aufmerksamkeit der Retter-Familie zu spüren sind.
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