Heute zu Gast bei erLEUCHTEnd erzählt
iIch bin Michael Ritsch, bin Jahrgang 1968. Mein Papa hat immer gesagt: in Bregenz gemacht, geboren und aufgewachsen, also ein richtiger Seebrünzler. Ich lebe gerne in Bregenz, liebe diese Stadt und bin seit November 2020 Bürgermeister in unserer schönen Stadt.
Was ist Ihre Story?
Ich habe relativ früh, mit 17, begonnen mich politisch zu engagieren und geprägt eigentlich von einem der Vorgänger von mir, von Fritz Mayer, der von 70 bis 88 Bürgermeister war. Ich bin Jahrgang ’68 und habe ihn als Kind schon erlebt, wie als Bürgermeister war und wollte das immer werden. Es war für mich so spannend, denn das war schon ein Kindheitswunsch. Oft sagt man das einfach so, es war wirklich in der Tat so. Ich habe dann 1990 zum ersten Mal kandidiert und 2015
als Bürgermeisterkandidat – das war zwar ganz okay, aber um 200 Stimmen damals nicht Bürgermeister geworden. Dann kam ein Tal der Tränen, weil ich dann eigentlich vier Wahlen hintereinander immer verloren habe. Das ist nicht so schön und jeder hat gesagt: „Aber wieso kandidierst du dennoch nochmal?“ Weil ich mir dachte, ich probiere es einfach nochmal. 2020 ist es gelungen gegen den amtierenden Bürgermeister, der das fast 23 Jahre gemacht hat, mich
durchzusetzen. Ja, spannend wenn es eine Direktwahl ist (und bei uns gibt es diese Bürgermeisterdirektwahl) das nicht irgendein politisches Gremium entscheidet, sondern das Volk. Das macht es dann noch spannender eigentlich.
Wer hat Sie erleuchtet?
Also wahrscheinlich war es mein Vater, der irgendwo den Traum hatte, selber politisch tätig zu sein, aber als kleiner Unternehmer sich irgendwie auch nie getraut hat diesen Weg zu gehen, in dieses Konfliktspannungsfeld zu kommen. Unternehmer zu sein, wirtschaftstreibender und dann irgendwie zu polarisieren, wenn man sich für eine politische Seite entscheidet, aber er hat mich dann immer wieder angetrieben und motiviert den Weg weiterzugehen. Er war die Person, mit der ich immer reflektieren konnte, Themen besprechen und quasi die letzte Meinung abholen konnte. Leider ist er dann vor sieben Jahren gestorben, zu früh für mich. Er konnte es nicht mehr miterleben, das was er mir immer gewünscht hatte, diesen Lebensraum Bürgermeister zu werden und die Stadt zu gestalten. Denn genau diese Reflexion fehlt mir auch, wenn die Mutter versucht es zu ersetzen. Es war halt der Papa der politische Mensch. Sie bemüht sich zwar, aber es ist nicht dasselbe. Also er hat mich schon geprägt, vor allem auf den Weg gebracht, weil er in jungen Jahren konservativer war. Also eher ÖVP dominiert und Bruno Kreisky ihn dann irgendwie verändert hat und auch der sozialdemokratische Bürgermeister irgendwo verändert hat. Er war am Anfang gar nicht zufrieden, dass sich bei den jungen Roten irgendwo angefangen habe, aber er es dann verstanden hat, dass es immer diesen Drang gibt, sich für die einzusetzen, denen es nicht so gut geht und nicht den einfachen Weg zu gehen. Denn der einfache Weg in Vorarlberg, als konservatives Land wie es bekannt, ist der sichere Weg gewesen bei den Konservativen irgendwann anzudocken. Wahrscheinlich hätte ich früher Karriere gemacht und nicht erst so spät. Also so gesehen war es die richtige Entscheidung bis heute.
Was traut man Ihnen eher nicht zu?
Das habe ich mich auch gefragt, was man mir nicht zutraut. Ich glaube es haben mir viele nicht zugetraut in so kurzer Zeit in dieses Amt des Bürgermeisters hineinzuwachsen. Ich habe ein gewisses Alter, wo es vielleicht einfach ist. Also vor 15 Jahren, als ich das erste Mal kandidiert habe, relativ jung damals, wäre es wahrscheinlich schwieriger gewesen als heute. Also man bringt so mit 53 ein bisschen mehr Ruhe mit ins Geschäft, man bringt mehr Erfahrung mit. Ich habe vor vier Jahren noch ein Masterstudium, ein MBA abgeschlossen über die Uni Innsbruck mit Personal- und Organisationsentwicklung und Marketing, was mir natürlich extrem geholfen hat jetzt am Anfang, weil am ersten Tag, als ich ins Büro ging so im Wissen 700 Mitarbeiter haben jetzt Erwartungen, da wird man ein bisschen nervös, bekommt ein bisschen Ehrfurcht auch. Gleichzeitig habe ich neben der politischen Vergangenheit auch 15 Jahren als Gewerkschafter gearbeitet und man hat dann irgendwas so beide Seiten. Jetzt die Seite der Arbeitnehmer, die Seite der Dienstgeber. Was man mir wahrscheinlich nicht zugetraut hat ist in so relativ kurzer Zeit die Struktur der Stadt komplett zu verändern. Also wir haben aus einem Amt eine Servicestelle gemacht, wir haben das Organigramm komplett verändert und in der Führungsebene der Stadt sind von 7 Abteilungsleitern jetzt fünf Frauen. Das hat es in dieser Form in der Landeshauptstadt noch nie gegeben, aber auch das war wichtig, dass ich gesagt habe, wir gehen den Weg neu. Diese Ruhe zu bewahren hat mein Vorzimmer mir wahrscheinlich nicht zugetraut, weil meine Assistentin immer wieder mal fragt: „Wie hältst du das aus? Wieso bist immer so gut drauf? Bist du nie sauer? Bist du nie frustriert?“ Und ich sage immer: „Nein, ich habe Spaß und mir macht der Job richtig Spaß.“, und darum habe ich auch Freude und das habe ich wirklich bis heute.
Was gefällt Ihnen an erLEUCHTEnd erzählt?
Es war irgendwie eine spannende Herausforderung gefragt zu werden, ob man die Geschichten erzählen möchte. Es ist mal was anderes, als immer nur von Journalisten über Projekte gefragt zu werden und über Einzelprojekte und über Entscheidungen und Personalentscheidungen und politische Entscheidungen. Da geht es ums Leben, um die Geschichte, die dahintersteht und die finde ich spannend zu erzählen und das mache ich auch sehr gerne.
Warum haben Sie sich für diese Lampe entschieden?
Gefühlt hat die Lampe die Farbe meiner Augen und zum Zweiten schaut so aus, als ob sie ungefähr meinen Jahrgang hat. Also leicht Retro, leicht angerostete Füße, die zwar nur nachgemacht sind, aber am Ende passt vielleicht zu meinem Jahrgang 68 und das ist so der Stil auch von damals.
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