Mit guten Karten spielen

Karl Peter Pfeiffer

Wissenschaftlicher Geschäftsführer FH JOANNEUM

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Heute zu Gast bei erLEUCHTEnd erzählt

Mein Name ist Karl Peter Pfeiffer. Ich bin seit zwölf Jahren wissenschaftlicher Geschäftsführer an der FH JOANNEUM.

Was ist Ihre Story?

Ich möchte Ihnen ein bisschen meinen Lebensweg erzählen. Das Ganze hat natürlich in der Kindheit begonnen. Ich war ein begeisterter Kartenspieler mit meinem Vater und das hat mich dann geprägt, weil ich oft gefragt werde: „Wie wirst du Statistikprofessor?“ Und Kartenspielen ist ja angewandte Statistik. Dieses Umgehen mit der Wahrscheinlichkeit, mit der Statistik, das hat eigentlich viele Jahre meinen Lebensweg gekennzeichnet. Ich habe dann in Graz und an der TU technische Mathematik studiert. Damals waren Computer noch ganz was Neues, es war faszinierend.

Ich habe dann eine Stelle an der TU als wissenschaftlicher Mitarbeiter bekommen. Ich habe mich dort mit EEG-Fragen beschäftigt. Da ist dann zufällig ein Professor mal da gewesen. Er ist neu aus Amerika gekommen, und hat einen eigenen Computer gehabt, einen eigenen Prozessrechner mit 32 K. Das kann sich heute ja kein Mensch mehr vorstellen. Heute würde man sagen null Rechenleistung. Aber dort lernt man dann Programmieren, man lernt mit Datenbanken, sofern es die gegeben hat, umzugehen, man musste alles selbst programmieren, es war sehr beeindruckend.

Ich habe dann an der Uni Graz eben eine Assistentenstelle bekommen und hatte mehr oder weniger einen Rechner für mich allein und habe das dann ausgenutzt. Das war die Physiologie, da lernt man sehr viel nicht-mathematisches, aber man lernt Systemanalyse. Das hat mich eigentlich sehr fasziniert, weil natürlich das menschliche System eines der spannendsten überhaupt ist, aber das kann man auf viele andere übertragen. Und dann hat sich aber immer mehr herausgestellt, es gibt einen hohen Bedarf an Statistik. Also es waren viele junge Forscher in meinem Alter, heute viele gute Freunde, die haben gesagt: „Wir machen jetzt eine klinische Studie, wir haben Daten, wir können die nicht gescheit auswerten.“ Da habe ich mich dann immer mehr wieder hin zum Statistiker entwickelt und wir haben dort wirklich, glaube ich, auch für diese Zeit begonnen tolle Studien zu publizieren. Das war toll, weil man auch mit den verschiedensten Bereichen in der Medizin zu tun hatte. Da hat man am Vormittag den Zahnmediziner und dann am Nachmittag den Internisten, das war auch für mich eine sehr lehrreiche Zeit, obwohl ich eigentlich, muss ich zugeben, nichts mit Medizin am Hut hatte. Ich sage immer, ich bin eigentlich mehr per accident in die Medizin geraten, aber es war eine sehr spannende Zeit.

Mein damaliger Chef, Professor Kenner, hat mir auch sehr viel Freiräume ermöglicht. Denn eines Tages ist die Frage vom damaligen Gesundheitsministerium gekommen, da haben wir schon einen größeren Rechner gehabt, „Wir haben jetzt sehr viele Daten…“ (es waren ungefähr eine halbe Million Datensätze, das war auch damals sehr, sehr viel) “… und wir wollen ein neues Krankenhaus-Finanzierungssystem entwickeln und wir haben festgestellt, dass du dich da mit Klassifikationsverfahren beschäftigst, und ob du dir das nicht mal anschauen wolltest.“ Dann war ich in Wien im Ministerium, war durchaus interessant, weil zu diesen Daten hatte ich vorher einen … Ich war damals quasi Präsident der biometrischen Gesellschaft und habe einen Brief an das Ministerium geschrieben, habe dort die Codierung nach ICD (international classification of diseases) eingeführt und ich habe geschrieben, dass das eh keiner verstehen wird und dass das nichts wird und bin auf einmal vor diesen Daten gestanden. Sie waren auch nicht so gut, wie sie sein sollten, aber gut okay. Ich habe mich mit diesen Daten beschäftigt, hatte damals ein Forschungsprojekt und einige sehr gute Mitarbeiter. Auf jeden Fall haben wir dieses Projekt bekommen und haben daraus dann ein neues Modell für die österreichische leistungsorientierte Krankenanstalten-Finanzierung entwickelt. Ich bin dann relativ schnell zum Projektleiter aufgestiegen und wir haben das dann schon auf PC-Basis und nicht auf Großrechner-Basis, wie alle anderen entwickelt. Wir haben gesagt, wir können so gut programmieren, wir schaffen mit einem PC 500.000 Datensätze.

Auf jeden Fall ist dieses System entstanden und auch der damals zuständige Ministerialrat war sehr großzügig und hat sagt: „Burschen, mocht’s des, es kommt eh nie.“ Auf einmal ist dann das doch so gewesen. 1995 gab es in Vorarlberg einen sehr dynamischen Gesundheitslandesrat, der sagte: „Ich probiere das aus.“ Und ’97 ist dieses Modell der leistungsorientierten Finanzierung in Österreich eingeführt worden. Jetzt, 25 Jahre später, ist es immer noch das gleiche, adaptiert worden, klar, da gibt es Neuerungen, aber der Algorithmus ist nach wie vor dasselbe, wie ich mir vor 25 Jahren ausgedacht habe.

Wir haben gedacht nach fünf Jahren wird sowieso das Modell vom Erdboden verschwinden. Also es war ein durchaus interessanter Einstieg auch in das Gesundheitssystem. Ich habe mich natürlich auch mit Datenqualität und Dokumentation beschäftigt und habe dann einen Ruf an die Medizinische Universität nach Innsbruck bekommen, in das Institut, das dann am Schluss Institut für medizinische Statistik, Informatik und Gesundheitsökonomie geheißen hat. Es war eine ganz tolle Zeit in Innsbruck, das eine tolle medizinische Universität ist. Ich hatte wieder sehr viele Kontakte eben aus der Statistik, aber auch aus der Informatik. Ich war mit dabei, wie wir ein sehr innovatives Krankenhaus-Informationssystem entwickelt haben. Ich habe mich dann immer mehr auch in die Richtung Medizininformatik weiterentwickelt und ja, und bei LKF war ich sozusagen schon fast auf der Inventarliste des Gesundheitsministeriums. Also ja, ich habe sehr viele Gesundheitsminister in meiner Karriere erlebt und denen auch dieses Modell immer wieder versucht zu erklären, mit mehr oder weniger großem Erfolg.

Dann hat man gesagt, okay, jetzt brauchen wir in Österreich doch eine Strategie. Das sollte jemand sein, der jetzt nicht aus der Industrie kommt und aber auch nicht aus den Kassen und da hat man gesagt, ok, du machst eh immer diese Sachen, interessierst dich und hast einiges publiziert. Ich habe dann mit circa 100 Leuten eine sogenannte österreichische E-Health-Strategie geschrieben. Es war das Konzept einer österreichischen E-Health-Strategie, weil wir haben solche Sachen hineingeschrieben, die vielleicht die Politik überfordert hätte. Daher ist es beim Konzept geblieben, aber letztendlich ist dort alles drinnen gestanden, was heute in elga, in der elektronischen Gesundheitsakte, schon umgesetzt wird und die könnten mit unserem Papier noch viele Jahre arbeiten, weil da steht so viel drinnen, was noch zum Umsetzen ist.

Das hat mir ja schon Spaß gemacht mit 100 Leuten aus der Industrie, aus den Kassen, aus der Ärztekammer und so weiter. Inzwischen habe ich, glaube ich, eine sehr große Begeisterung für das Thema E-Health-Medizin entwickelt. Und was macht man an der Uni als Professor? Man schimpft natürlich über die Verwaltung. Da habe ich mir gedacht, eigentlich blöd. Dann haben mich Freunde darauf aufmerksam gemacht, da gibt es in Graz die FH, die habe ich schon immer beobachtet, ist interessant, vielfältig. „Willst du dich nicht bewerben dort?“ Die suchten damals Rektor und wissenschaftlichen Geschäftsführer und da habe ich mir gedacht, irgendwie sportlich, ich finde das einfach höchst spannend. Nur an der Uni zu bleiben, gehst einmal nach Graz wieder, ich bin ja aus Graz gekommen. Ich bin dann angetreten, dachte, du hast eh keine Chance, da waren so didaktisch höchst entwickelte Persönlichkeiten. Am Ende bin ich doch als Erstgereihter hervorgegangen und aus den vier Jahren sind inzwischen zwölf Jahre geworden. Es ist einfach toll, erstens diesen neuen Typ von Hochschule für angewandte Wissenschaften, dieser intensive Kontakt jetzt wieder zur Industrie, die Vielfalt des Hauses, das ist einfach ganz spannend – von eben wieder Gesundheitsberufe auf der einen Seite aber auch Technik, Informatik also durchaus Design Sachen, die mich auch persönlich begeistern. Ich habe mich eben hier sehr wohl gefühlt und jetzt kann ich nicht mehr über die Hochschulverwaltung schimpfen, jetzt schimpfen heute andere über die Hochschulverwaltung. Aber ich komme, glaube ich, ganz gut aus mit den Leuten, weil sonst wäre ich schon wieder in meine alte Position zurückgegangen. Soweit meine kurze Story.

Wer hat Sie erleuchtet?

Also ich habe schon gesagt, ich bin dann per accident in die Medizin auf das physiologische Institut hier an der Uni Graz gekommen und es war Professor Kenner, ein Physiologe, Mediziner, aber der auch sehr viel Physikverständnis hatte. Aber auch ein Mensch mit einem hohen Ethos, mit hohem Kulturbewusstsein, eine einfach faszinierende Persönlichkeit. Er hat mich immer sehr beeindruckt, er hat mir freie Hand gelassen, also eine ganz tolle Persönlichkeit.

Was traut man Ihnen eher nicht zu?

Ganz sicher, dass ich singen könnte. Meine Familie, also die die Geschwister meiner Frau, sind in der Musik tätig, mein Schwiegervater war ein toller Musiker, also Freizeitmusiker. Ich bin völlig unmusikalisch, ich habe die Matura gerade so am musikpädagogischen Gymnasium geschafft.

Was gefällt Ihnen an erLEUCHTEnd erzählt?

Ich möchte einfach auch Leute motivieren und sagen, es gibt nicht den geplanten Weg. Man muss was ausprobieren, manches sportlich nehmen und offen sein für die Welt. Eine berufliche Karriere ist nicht planbar.

Warum haben Sie sich für diese Lampe entschieden?

Wenn Sie auf unser Institut Industrial Design gehen würden, dann wird ihnen der Institutsvorstand sagen: „Der Karl Pfeiffer, der ist ein von Design begeisterter Mensch.“ Mir taugt das. Ich designe meine Möbel selbst, ich lieb das und ja, die Lampe hat einen gewissen Stil und das Design ist für mich was ganz Tolles. Es ist also nicht nur in der Ästhetik, aber es passt wieder gut zum Haus.

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